»Kulturkampf und Gewissen«: Ideologie und Organisationsstruktur der
‚Lebensschutz‘-Bewegung‘
Die expliziten Anti-Abtreibungsorganisationen, christlicher
Fundamentalismus und neurechter Antifeminismus drängen auch in
Deutschland mit ihren Kampagnen in die Öffentlichkeit. Die
‚Lebensschutz‘-Bewegung will in die Offensive: Sie möchte nicht nur die
Zugänge zu Schwangerschaftsabbrüchen erschweren, sondern führt auch
einen Kulturkampf zur Retraditionalisierung der Geschlechter- und
Familienverhältnisse, um christliche Moral und das ärztliche Gewissen.
Damit ist sie Teil eines konservativen bis extrem rechten, in Teilen
antidemokratischen, Aufschwunges: Die „Lebensschutz“-Bewegung kann sich
auf gesellschaftliche Diskurse berufen, die von einem breiten Spektrum
verschiedener Gruppen bestimmt werden. Nicht zuletzt die aktuellen
Debatten um die Abschaffung des §219a (Werbeverbot für
Schwangerschaftsabbrüche) haben das Bewusstsein erhöht, dass der 20
Jahre ruhende gesellschaftliche Kompromiss um den §218 ein fauler und
immer ein bedrohter ist. Eine kritische Auseinandersetzung mit den
»Lebensschützern« ist notwendig, denn sie ist die Grundlage für den
nötigen Widerstand.
In der Veranstaltung werden Eike Sanders und Ulli Jentsch vom Apabiz
(Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin e.V.) die
Argumentationslinien, neue Strategien und Organisationsstrukturen der
„Lebensschutz“-Bewegung in Deutschland und einige internationale
Verbindungen beleuchten, danach wird diskutiert. Beide haben zusammen
mit der freien Autorin Kirsten Achtelik das Buch „Kulturkampf und
Gewissen. Medizinethische Strategien der ‚Lebensschutz-Bewegung'“
geschrieben, das im März 2018 im Verbrecher Verlag erschienen ist.