ZWEI MINUTEN STILLSTAND
Kollektive Performance im öffentlichen Raum
YAEL BARTANA (DE/IL)
Fr, 28. Juni 11 UHR
zentrale Veranstaltung: Roncalliplatz, Köln
EIN AUFRUF ZUM STILLSTAND IN GEDENKEN UND ZU EHREN DER OPFER RASSISTISCHER
BEWEGUNGEN. ZWEI MINUTEN STILLSTAND FORDERT ALLE BEWOHNER DER STADT KÖLN
DAZU AUF, DIE GEGENWART ZU REFLEKTIEREN. ANZUHALTEN, ÜBER DIE GESCHICHTE
NACHZUDENKEN UND ÜBER UNSERE GEMEINSAME ZUKUNFT. DARÜBER, WAS ES HEUTE
BEDEUTET, DEUTSCH ZU SEIN, ALS EINWANDERER IN DEUTSCHLAND ZU LEBEN, WELCHE
KONSEQUENZEN DIE VERGANGENHEIT BIS HEUTE HAT. MIT ZWEI MINUTEN STILLSTAND
REGT DIE KÜNSTLERIN YAEL BARTANA EINE BREITE DEBATTE DARÜBER AN, WIE AKTIVES
ERINNERN HEUTE AUSSEHEN SOLL.
Eine Stadt steht still. Menschen erheben sich, halten inne, schweigen. Der Unterricht in
Schulen und Universitäten wird unterbrochen, die Ladenbesitzerin hält im Verkauf inne, in
der Fabrik stehen die Bänder. Stillstand. Inspiriert vom israelischen Gedenktag Jom
haSho’a, dem Feiertag zum Gedenken der Opfer und Widerstandskämpfer des Holocaust,
ruft die in Berlin lebende Künstlerin Yael Bartana zur symbolischen Unterbrechung des
Alltags auf: „Zwei Minuten Stillstand“ ist ein politischer Akt, eine soziale Skulptur und
kollektive Performance im öffentlichen Raum der Stadt Köln. Historisch dient der Akt des
Stillstands und des Innehaltens dem Gedenken der Toten. „Zwei Minuten Stillstand“ fordert
uns dazu auf, die Gegenwart zu reflektieren. Anzuhalten, über die Geschichte nachzudenken
und über unsere Zukunft: „Halt an und denke!“ Was bedeutet es heute, deutsch zu sein, als
Einwanderer in Deutschland zu leben, welche Konsequenzen haben der Holocaust ebenso
wie seine Instrumentalisierung noch immer? Denn „Drittes Reich“ und Holocaust sind nicht
nur historische Ereignisse – sie erzeugten auch langfristige globale Kettenreaktionen bis in
unsere Gegenwart hinein: nicht nur die Gründung des Staates Israel aufgrund eines
Beschlusses der UN ist eine Konsequenz daraus, sondern auch die palästinensische Nakba
in 1948. Ebenso wie Flucht und Vertreibung in Europa und im Nahen Osten bis hin zu den
NSU-Morden, deren Täter sich klar und eindeutig in der Tradition des Nationalsozialismus
begreifen und deren Verbrechen das Ziel haben, alles „Fremde” aus der deutschen
Gesellschaft zu verbannen. Diese Geschichte ist geschrieben, aber die Zukunft hängt von
unserem Handeln ab. Und so ist „Zwei Minuten Stillstand“ nicht nur Gedenken und
Performance, sondern auch und vor allem eine Aufforderung, die Gegenwart zu verändern.
Ein Angebot für eine breite Debatte in Köln und darüber hinaus, wie aktives Erinnern heute
und zukünftig aussehen sollte. Welchen Einfluss Geschichte auf die Gegenwart haben kann,
was wir tun können, um unsere Zukunft aktiv zu gestalten. Ein Tag des Aufbegehrens gegen
Gewalt und Ungerechtigkeit heute und morgen.