Einige Klarstellungen zu kürzlich erschienenen Artikeln in Kölner Stadtanzeiger, Focus, Spiegel Online, WELT.de und co.


Als Allgemeiner Studierendenausschuss (AStA) haben wir seit Oktober an einer Umfrage gearbeitet, mit der wir erheben wollten, ob rassistische Erfahrungen Alltag auf dem Campus sind. Die Umfrage könnte zwar aufgrund des Veröffentlichungs-Zeitpunktes als „Antwort“ auf die Vorfälle der Silvesternacht gelten, was in der Presse fälschlicherweise auch so dargestellt wird, tatsächlich war sie es aber nicht. Des Weiteren ist der Erhebungszeitraum, anders als einige Medien berichten, seit dem 08.02.2016 beendet. Da auch weitere inhaltlich relevante Informationen von der Presse regelmäßig falsch wiedergegeben werden, möchten wir an dieser Stelle eine Richtigstellung vornehmen.

Dies betrifft zunächst die in den Artikel rezitierten „Fremdbilder“, also Zuschreibungen von Eigenschaften aufgrund eines physischen Merkmals, aufgrund eines Migrationshintergrundes oder einer Religionszugehörigkeit. In den Artikeln heißt es teilweise, dass ein bestimmter Prozentsatz der Befragten diesen zustimmen würde. Tatsächlich geben die Prozentsätze allerdings nicht die Zustimmung, sondern die Verbreitung im Sinne von „höre ich regelmäßig“ wieder. Insofern gibt der Prozentsatz auch nicht die Anzahl rassistisch denkender Studierender wieder, sondern gibt lediglich Anhaltspunkte dafür, wie verbreitet diese „Alltagsrassismen“ an der Universität zu Köln sind.

Zweitens lag der Fokus der Umfrage nicht darauf, rassistisches Denken aufzudecken, sondern rassistische Erlebnisse an der Hochschule zu dokumentieren. Da aber offene Antwortfelder übermäßig häufig dazu benutzt wurden, rassistische Äußerungen zu tätigen (und da gehört „Ich sage: Moslems raus aus Deutschland!“ dazu), haben wir beschlossen, diese zum Teil öffentlich zu machen. Das wirklich Schockierende für uns war auch nicht, dass Studierende so denken, uns ist klar, dass Rassismus auch vor einer Universität nicht Halt macht. Es geht darum, dass unsere Umfrage eigentlich eine bloße Erlebnisabfrage zum Ziel hatte. Grundsätzliche Einstellungen zu Migrant*innen, Geflüchteten, Muslimen und co., wurden dennoch extrem häufig in offenen Antwortfeldern geäußert. Leider haben sich einige Medien nicht die Mühe gemacht, uns selbst zu kontaktieren, sondern lediglich voneinander abgeschrieben und teilweise in ihren Berichten den Eindruck suggeriert, es sei uns bei der Umfrage um politische Deutungshoheit gegangen.

Um noch schnell mit einem weiteren Gerücht aufzuräumen: Das von uns verwendete Umfragetool ist kostenfrei; insofern ist die Umfrage für die Studierendenschaft kostenneutral.

Des Weiteren möchten wir darauf hinweisen, dass wir „Rassismus“, „Diskriminierung“ und „Meinung“ voneinander unterscheiden. Meinungen respektieren wir, Diskriminierungen und Rassismus nicht. Als demokratisch gewählte Vertretung der Studierendenschaft verfolgen wir das Ziel, jegliche Form von Diskriminierung vom Campus fernzuhalten. Dieses Ziel verfolgen im Übrigen nicht nur wir, sondern auch der Senat unserer Universität, der sich erst in seiner letzten Sitzung entsprechend deutlich positioniert hat. Auch, dass Rassismus nur eine Form der Diskriminierung ist, neben der beispielsweise auch Sexismus, Heterosexismus, Lookism und Ableism als weitere Formen existieren, ist uns bewusst. Dazwischen differenzieren wir auch in der Auswertung. Auch in Bezug auf „den Islam“ gehen wir reflektiert mit dem Rassismusbegriff um.

Zum Schluss möchten wir noch einmal betonen, dass unser Fokus als Studierendenvertretung darauf liegt, welche Handlungsbedarfe es in puncto Rassismus an der Universität zu Köln gibt. Wenn Rassismus Studierenden – beispielsweise in Prüfungssituationen – begegnet, stellt dies eine Ungleichbehandlung dar, die in Widerspruch zum Gleichbehandlungsgrundsatz des Grundgesetzes steht und der wir entschieden entgegenwirken. Aber auch in Alltagssituationen, z.B. in Seminaren oder in der Mensa, halten wir rassistische Handlungen und Äußerungen für untragbar (eigentlich eine Selbstverständlichkeit) Die Umfrage ist dazu gedacht, solche Situationen zu dokumentieren, um ihnen gezielt entgegen wirken zu können. Diese Ergebnisse zeigen uns vor allem, dass Hochschulen keine Elfenbeintürme ideologiefreier Wissenschaften und Studierender sind. Selbst wenn die Umfrage nicht repräsentativ ist, so gibt sie ein in Teilen erschreckendes Bild über unsere Studierendenschaft ab. Das wollen wir nicht belächeln, sondern müssen es im Hindblick auf politische Grundsätzlichkeiten sehr ernst nehmen.

Sobald die Auswertung der Umfrage vollständig ist, werden wir sie hier veröffentlichen. Wir hoffen auf eine ähnlich breite Rezeption wie jetzt und, dass wir möglichst vielen Studierenden unserer Universität die Ernsthaftigkeit des Themas verdeutlichen können.


29. Februar 2016