Das Studierendenparlament der Universität zu Köln hat einstimmig den folgenden Offenen Brief an das Schulministerium und das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung beschlossen:
Sehr geehrte Frau Ministerin,
wie Ihnen seit langer Zeit bekannt ist, laufen demnächst die Lehramtsstudiengänge nach der Landesprüfungsordnung von 2003 aus. Alle Studierenden müssen bis zur Schließung des jeweiligen Prüfungsamtes ihre Prüfungen vollständig abgeschlossen oder aber in den vergleichbaren Bachelorstudiengang gewechselt sein, sofern dies möglich ist.
Unser Anspruch ist, dass die Auslauffristen für die jeweiligen Studiengänge vollständig aufgehoben werden. Das Studium ist keine Ausbildung, die in einer bestimmten Zeit absolviert werden muss, sondern eine lange und identitätsstiftende Angelegenheit, für die sich alle Studierenden so viel Zeit nehmen können, wie sie für sinnvoll erachten. Das Demokratieverständnis, das den Schüler*innen später vermittelt werden soll, kann nicht adäquat vermittelt werden, wenn das eigene Studium unter Restriktionen, wie der hier thematisierten, leidet. Dem Anspruch kritisch reflektierter Bildung laufen die aktuellen Bedingungen im auslaufenden Lehramtsstudiengang komplett zuwider.
Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass es bis jetzt immer noch keine Ausstiegsmöglichkeit aus dem Prüfungsverfahren gibt. Hat jemand die erste Prüfung im Prüfungsverfahren absolviert, gibt es kein Zurück mehr. Die Studierenden, die sich in dieser Phase befinden und davon betroffen sind, verlieren jeden künftigen Prüfungsanspruch, auch in einem dann vergleichbaren Bachelorstudiengang.
Es ist weiterhin befremdlich, dass es hier noch nicht einmal eine Härtefallregelung gibt. Studierende, die nicht aus eigenem Verschulden nicht rechtzeitig fertig werden können, sei es durch Krankheiten oder sonstige private Umstände, werden so zu Unrecht bestraft. Auch sonst können in den Prüfungsphasen unerwartete Ereignisse die Studierenden in die Prüfungsunfähigkeit versetzen. Selbst wenn der Eintritt in die Prüfungsphase erfolgt ist, wird es aufgrund des engen Zeitfensters zu Problemen kommen (wenn beispielsweise ein*e Professor*in kurzfristig für eine lange Zeit ausfällt und die Prüfungen so nicht absolviert werden können).
An diese Problematik anknüpfend stehen Sie unserer Meinung nach in der Verantwortung, sich in Kooperation mit den Betroffenen und den Studierendenvertretungen für eine Lösung einzusetzen. Dieser Verantwortung sind Sie bis jetzt zu keinem Zeitpunkt nachgekommen und riskieren so, dass tausende Lehramtsstudierende später ihren angestrebten Beruf nicht ausüben können.
Da es absehbar ist, dass im Status quo eine sehr hohe Zahl an Studierenden zwangsexmatrikuliert würde, stehen Sie in der Verantwortung. Es kann weder in Ihrem, noch in unserem Interesse sein, die Studierenden auf sich allein gestellt diesem Fiasko auszusetzen.
Wir bitten Sie mit Nachdruck um eine zeitnahe Antwort. Je früher dieses Problem behoben wird, desto besser für alle Beteiligten.
Mit freundlichen Grüßen
Das 59. Studierendenparlament der Universität zu Köln