Ringvorlesung: Alternativen Denken


Die Aufgabe einer Hochschule ist die Vermittlung von Wissen sowie das Ausbilden selbstständiger, wissenschaftlich arbeitender Menschen. Es sollen Wissenschaftler*innen gebildet werden, die ihre Umgebung kritisch hinterfragen und aktiv an der Gestaltung der Gesellschaft teilnehmen.
Die Realität sieht jedoch häufig anders aus. Überfüllte Hörsäle, viel Stoff, kaum Zeit und Möglichkeit zum Hinterfragen der Lerninhalte, zu viel Theorie und zu wenig Bezug zu Gesellschaft und Realität….

Scheuklappen ablegen – Alternativen denken!
Das Referat für Kritische Wissenschaften und Antidiskriminierung des AStA bietet in den kommenden zwei Semestern eine Ringvorlesung mit dem Titel „Alternativen denken – Wissenschaft und Gesellschaft kritisch beleuchtet“ an. Die Ringvorlesung soll wissenschaftliche Alternativen zu den an der Universität gelehrten Denkschulen präsentieren und kritisch analysieren.
Von der Rolle und Verantwortung der Wissenschaft im Allgemeinen, über den Umbau des Bildungswesens bis hin zu wirtschaftlichen Denkschulen im Kreuzfeuer – Diskussionsstoff ist reichlich vorhanden. Im Sommersemester hat der AStA eine Reihe von renommierten Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler*innen gebeten, auch an dieser Uni zu zeigen, dass es Alternativen zum neoklassischen Mainstream gibt. Gerade vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise wird klar, dass die vorherrschenden Modelle der Wirtschaftswissenschaften alleine nicht ausreichen, um den globalisierten Kapitalismus und seine Auswirkungen zu erklären.
Wir laden alle ein, sich im Rahmen der Vorlesung mit alternativen Denkschulen zu beschäftigen. Wissenschaft bedeutet nicht die Reproduktion vorgegebener Lehrbuch-Inhalte, sondern kritische Auseinandersetzung. Also kommt vorbei und nutzt die Gelegenheit, selbst kritische Wissenschaft zu leben!

Was ist kritische Wisssenschaft?

14. April 2011, Hörsaal G – Hörsaalgebäude

Prof. Dr. Morus Markard (Sozialpsychologe, FU Berlin)

Morus Markard wird für die Ringvorlesung einleitendauf die Frage eingehen, was „kritische Wissenschaft“ist. Der Begriff „kritische Wissenschaft“ weist daraufhin, dass es nicht-kritische Wissenschaft gibt. Wo sind die Unterschiede zwischen beiden Arten von Wissenschaft? Wie sind sie mit gesellschaftlichen Interessen vermittelt? Was bedeutet Objektivität in diesemZusammenhang? Brauchen Hochschulen und Gesellschaft mehr kritische Wissenschaft? Welchen Zwecken dient sie? Diesen Fragen ist die erste Sitzung gewidmet.

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Die „unternehmerische Hochschule“

28. April 2011, H 80 – Philosophische Fakultät

Torsten Bultmann(Geschäftsführung BdWi – Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler)

Spätestens seit Ende der 90er unterliegen die Hochschulen in Deutschland einer radikalen Transformation. Diese lässt sich verstehen als eine „historisch neuartige Verknüpfung von Bildungssystem und ökonomischem Wertschöpfungssystem“ (Bultmann), an dessen Ende die Etablierung der „unternehmerischen Hochschule“ steht. Torsten Bultmann skizziert in seinem Vortrag diesenUmbau der Hochschulen, seine Konsequenzen für Forschung und Lehre und damit auch die Bedingungen kritischer Wissenschaft.

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Kritik des Neoliberalismus

5. Mai 2011, Hörsaal G – Hörsaalgebäude

Prof. Dr. Christoph Butterwegge,Dr. Bettina Lösch(SozialwissenschaftlerInnen, Universität zu Köln)

Keine andere Wirtschafts- und Gesellschaftstheorie beherrscht die Tagespolitik, aber auch die Medienöffentlichkeit und das Alltagsbewusstsein von Millionen Menschen fast aufder ganzen Welt so stark wie die neoliberale. Christoph Butterwegge und Bettina Lösch stellenden Neoliberalismus und ihre Kritik an ihm vor.

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Systemkrise: Scheitert der Kapitalismus an sich selbst?

12. Mai 2011, H 80 – Philosophische Fakultät

Prof. Dr. Claus Peter Ortlieb(Mathematiker, Universität Hamburg)

Die kapitalistische Produktionsweise stößt aninnere und äußere Grenzen, die als ökonomische und ökologische Krise in Erscheinung treten. Ihren gemeinsamen Grund identifiziert Claus Peter Ortlieb in der Tendenz zur Verdrängung der Arbeit aus dem Produktionsprozess, die die Mehrwertproduktion und die Produktion stofflichenReichtums immer weiter auseinander treten lässt.

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Die aktuelle Krise: Von der Immobilien-Krise bis zu den aktuellen Rettungspaketen

19. Mai 2011, H 80 – Philosophische Fakultät

Dr. Oliver Nachtwey (Wirtschaftssoziologe, Universität Trier)

Das neoliberale Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell ist an die Wand gefahren, aber die Finanzkrise hat bisher zu keiner stärkeren Regulierung des Finanzsektors geführt.
Oliver Nachtwey referiert darüber, was während der Krise passiert ist und wieso keine ernsthaften Konsequenzen aus ihr gezogen wurden.

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Homo Oeconomicus – Sind wir alle Nutzenmaximierer?

26. Mai 2011, H 80 – Philosophische Fakultät

Dr. Torsten Niechoj (Politologe, IMK – Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung)

Das wirtschaftstheoretische Modell des „homo oeconomicus“ bildet nicht nur die Grundlage der neoklassischen Theorie, sondern wird mittlerweile auch in benachbarten Disziplinen der Sozialwissenschaft – wie der Soziologie oder der Politikwissenschaft – eingesetzt. Aber kann dieses Akteursmodell wirklich das Handeln von Menschen abbilden? Lässt sich im Rahmen dieses Modells sozialer Wandel thematisieren? Ist es zulässig, von einem prototypischen Akteur auf das Handeln aller zu schließen?
Torsten Niechoj formuliert eine Kritik dieser Akteurskonzeption und geht der Frage nach, inwiefern Fortentwicklungen der Neoklassik wie die Neue Institutionentheorie oder die Behavioural Economics ein adäquateres
Menschenbild liefern.

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Wie realistisch ist Marx?

9. Juni 2011, Hörsaal G, Hörsaalgebäude

Dr. Michael Heinrich (Politologe und Mathematiker, Redakteur der PROKLA – Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft)

Marxens Kritik der politischen Ökonomie und der Wissensproduktion wird häufig klein geredet, geleugnet oder ignoriert. Michael Heinrich referiert über die Bedeutung und Aktualität von Karl Marx für Gesellschaftskritik und kritische Wissenschaften.

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Podiumsdiskussion: Konsequenzen aus der Krise – Wie sollten wir in Zukunft wirtschaften?

30. Juni 2011, Hörsaal G, Hörsaalgebäude

Auf  dem Podium werden diskutieren:

Prof. Dr. Dominik Enste  (Wirtschaftswissenschaftler beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln)

Alexis Passadakis (Politikwissenschaftler, Mitglied im Attac-Kokreis)

Saral Sarkar (Publizist und politischer Aktivist)

Klemens Himpele (Diplom-Volkswirt, GEW-Hauptvorstand)

Die Podiumsdiskussion bildet den Abschluss des ersten Teils der Ringvorlesung. Aus verschiedenen Perspektiven wird diskutiert, welche Konsequenzen aus der Wirtschaftskrise der letzten Jahre gezogen werden sollten. Ist der Kapitalismus an seinem Ende? Wie könnte anderes Wirtschaften aussehen? Wie weit kann das jetzige Wirtschaftssystem reformiert werden? Oder sind Reformen gar überflüssig?


5. April 2011